Atemschutz 01.05.2010

Markt Schwaben – 01.05.2010. Selbstschutz der Helfer zählt zu den obersten Geboten für Hilfsmaßnahmen. Nach einem Unglück durch den anschließenden Einsatz mehr Opfer zu erzeugen, als ursprünglich bereits betroffen waren, stellt wohl eines der unangenehmsten Risiken dar. Atemprobleme oder Vergiftungsgefahr vor Ort sind dabei besonders kritisch für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Helfer. Zu diesem Zweck stehen unterschiedliche Hilfsmittel zur Verfügung, um vor solchen Problemen gefeit zu sein.

Um das Team weiter zu verstärken, wurden acht junge Helfer aus dem Ortsverband Markt Schwaben in den vergangenen Wochen zu Atemschutzgeräteträgern ausgebildet. Die Ausbildung umfasste mehre Kapitel, die von der Handhabung und dem Umgang mit den Geräten über körperliche Leistungsabnahmen bis zu Theoriethemen reichen. Die Voraussetzungen für unterschiedliche Atemschutzprinzipien, die Reaktion des Körpers bei Sauerstoffmangel, Atemgiften oder Schadstoffen und die Funktion der Geräte leiteten die ersten Ausbildungstage ein. Um die Geräte, aber auch die Reaktion und die Ausdauer des eigenen Körpers kennen zu lernen, fuhren die Ausbilder mit Ihren Schützlingen nach Ebersberg und ließen sie mit Atemluftflasche und Einsatzausrüstung den Aussichtsturm im Lauf erklimmen.

Nach der ersten praktischen Bekanntmachung und Gewöhnung an Druckluftatemsysteme wurden die Helfer insbesondere in die Einsatztaktik und operative Grundregeln bei Atemschutz eingeführt. Zumeist ist bei entsprechenden Einsätzen auch die Sicht der Hilfskräfte, sei es durch Rauch oder Nebel bestimmter Flüssigkeiten, eingeschränkt. Sollte in diesem Zustand ein Helfer die Orientierung verlieren, bedeutet für die Einsatzkoordinatoren nicht nur, wertvolle Zeit zu verlieren, sondern auch ein weiteres Opfer erzeugt zu haben, das nun ebenfalls gesucht werden muss. Um einerseits die die Ablenkung der Helfer, die sich immerhin in einer Stresssituation befinden und von ihrem Körper Hochleistung abfordern, so gering wie möglich zu halten, trotzdem aber die Einsatzleitung stets über alle wichtigen Details und Gefahren im Bilde zu halten, ist der Informationsfluss einem strengen Protokoll unterworfen, dessen Regeln ebenfalls Gegenstand der Ausbildung sind.

Nachdem die zentralsten Tricks und Grundsätze zur Wahrung der eigenen Koordinationsfähigkeit besprochen und verinnerlicht waren, konnte erstmalig auf die eigentliche Aufgabe übergeleitet werden: Sollen beispielsweise Personen gerettet werden, müssen die Helfer diese erst einmal möglichst zügig finden. In einem unbekannten Gebäude nach einem Unglück, bei dem möglicherweise kaum ein Durchgang heil blieb, kann dies eine nahezu unlösbare Aufgabe werden, wenn die Einsatzkräfte zusätzlich noch nicht einmal ihre eigene Hand vor den Augen sehen können. Spätestens hier wird deutlich, dass koordinierte Suchverfahren für einen sinnvollen Einsatz unabdingbar werden.

Darüber hinaus gelten zahlreiche weitere Grundsätze. Zur Sicherheit jedes arbeitenden Trupps wird beispielsweise stets ein weiteres Team einsatzbereit mit angelegter Ausstattung außerhalb des Einsatzobjektes bereitgehalten, um bei Problemen zum Schutz der Kollegen sofort eingreifen zu können.

In immerwährend neuen Übungsszenarien mussten die Schüler ihre Einsatzfähigkeit und Verlässlichkeit erlernen. Dazu schickten die Ausbilder sie nicht zuletzt mit vollständiger Ausrüstung in schmale Gänge, die sie bereits ohne Atemluftflasche in die Enge getrieben hätten, oder ließen sie mit abgeklebter Sichtmaske durch voll gestellte Fahrzeughallen des Technischen Hilfswerkes kriechen, um zwischen Lastregalen, unter LKWs und hinter Anhängern das Gelände zu erkunden, erkennen und möglichst auch wieder zurückzufinden.

Zur Vorbereitung auf die praktische Leistungsabnahme suchten die jungen Helfer in einem von Trümmern übersäten Gebäude unter Rauch nach Opfern ab und wurden in mehreren Übungsgeländen in Umkreis Münchens mit entsprechenden Einsatzszenarien konfrontiert. Erst als das Team diese Aufgaben zur Zufriedenheit der Ausbilder lösen konnten, schickten diese ihre Schützlinge zur schriftlichen Prüfung und der vorgeschriebenen körperlichen Leistungsabnahme.

Umluftunabhängige Atemschutzausrüstung gehört zu einem der Standardhilfsmittel bei Feuerwehr und THW, wenn beispielsweise nach einem Brand Sauerstoffmangel herrscht oder Gifte nach einem Unfall eine Rolle gespielt haben. Rettungs- und Bergungsaktivitäten können, ohne lange Zeit verstreichen zu lassen, sehr schnell eingeleitet werden. Aber insbesondere auch an unbekannten Einsatzorten oder nach Unfällen, deren Ursache nicht vollständig geklärt ist, lässt sich das Risiko für die eigenen Rettungskräfte deutlich verringern. Für kleinere Brände oder Luftverunreinigungen jedoch mit ausreichend Sauerstoff sind nach wie vor die allbekannten Atemmasken mit Filter im Einsatz. Sie sind deutlich einfacher zu handhaben, beeinträchtigen die Einsatzkräfte kaum und erfordern nicht das kontinuierliche Einplanen des noch vorhandenen Sauerstoffs für einen Trupp.
 
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Artikel #269 erstellt/geƤndert von sg / sts am 2012-06-01 15:27:11